Beim Hausbau gibt es hunderte Details welche  die Qualität der Luftdichtheit, und damit auch die der Bauqualität, Haltbarkeit und Wärmebewahrung bestimmen. Beim „Normalbaustandard“ OHNE Wohnraumlüftung ist eine Luftwechselrate von 3x pro Stunde als Maximum vorgegeben. Bei einer diesbezüglichen Luftdichtheitsprüfung mittels „Blower-Door-Verfahren“ wird bei 50 Pascal Differenzdruck zwischen innen und außen gemessen, dies entspricht einem Winddruck aus Windstärke 3 (12-19km/h) -Windstärke 4 (20-28km/h), also realistischen Bedingungen. Bei diesen erzeugt der Dampfdruck, umgerechnet auf einen m2 Fläche, einen Druck von rund 5kg auf die bspw. Dampfbremse. Umgekehrt bläst der Wind bei Windstärke 10 (89 – 102km/h) schon durch die kleinste Ritze in der Aussenhaut, die Wärmedämmung wird bei „Windundichtheit“ abgekühlt – Bauschäden und jedenfalls Wärmeverluste inklusive.

Demnach ist es oberstes Gebot  jegliche Undichtheiten in der „Luftdichtheitsebene“ (Der Gebäudehülle) zu vermeiden. Im Regelfall nicht bauschädlich, wirken sich die nicht gänzlich zu vermeidenden Luftundichtheiten bei Fenstern und Türen aus.  Für alle Skeptiker welche immer wieder das Argument der „zu dichten“ Fenster vorbringen: Für eine hygienischen Luftwechsel reicht eine Luftwechselzahl von 0,4 – 0,7 /h  (Nähere Infos sind in der Ö-Norm H 6000-3 und B8110-3 zu finden)

Aber aufpassen, luftdichtes Bauen verhindert nicht diffusorische Feuchteströme, hat also nichts mit dem „Leben im Plastiksack“ zu tun! Damit sind wir bei der Gedankenstütze: Gebäudeumhüllende Bauteile sind wie ein Suppen-Kochtopf zu betrachten, mit einer der warmen, und einer der kalten Seite zugewandten Oberfläche. Unten die warme Seite welche die Energie für die Verdunstung (Umkehrung der Kondensation) oder Verdampfung einbringt, und oben die Seite welche die Wasserwanderung (In der Physik wird immer von Wasser gesprochen) ausgleichend „zuläßt“.

Halten sie einmal probeweise bei einer kochenden Suppe den Deckel luftdicht auf den Topf, und sie werden spüren welche Kräfte durch den Dampfdruck entstehen können.

Bauen sie also immer so daß der Dampfdiffusionswiderstand oben (Deckel) geringer ist als an der unteren Warmseite. (Ausgenommen Sonderkonstrukionen wie bspw. Kühlhäuser usw.) Im feucht-schwülen Sommer kann sich zwar der Dampfdruck umkehren, aber die in die Konstruktion eingedrungene Feuchtigkeit wird bei einer „gesunden“ Konstruktion wieder entsprechend austrocknen. Eine „gesunde“ Konstruktion liegt dann nicht mehr vor wenn durch beispielsweise „konvektive Wärmebrücken“, (laminar strömungsoffene Fugen, Löcher…) mehr Wasser bauschädlich in die Konstruktion gelangt als „oben“ wieder austreten kann.

Der Sperrwert der zur warmen Seite zugewandten Konstruktion soll jedenfalls höher sein als der zur kalten Seite. Im übrigen läßt sich bei extrem diffusionsoffenen Konstruktionen, mit entsprechenden Baustoffen auf eine Dampfbremsschichte gänzlich verzichten, (Ausgenommen Feuchträume…) nicht aber auf eine „Luftdichtheitsschichte“!

Zur Planung von Warmdächern und Dampfbremsen allgemein unser Hinweis dass aus jeder „Bremse“ eine Dampfsperre wird wenn Tauwasser an einer Seite anfällt. Womit stationären Berechnungen oftmals hinfällig werden, und theoretisch „bauschadensfreie“ Konstruktionen doch nicht funktionieren. Das Prinzip des „fehlerverzeihenden Bauens“ geht über normative Anforderungen hinaus. Unsere Mitglieder führen demnach nicht nur Luftdichtheitsprüfungen, sondern vor allem, und mit Begeisterung, Bauteil- und Schadensbewertungen durch.  Da nach der Messung die eigentliche Arbeit beginnt: Welche festgestellte Undichtheit bleibt „schadensfrei“, welche ist nachteilig, und welche muss aufgrund HOHEM Bauschadenspotential oder Gesundheitsgefährdung tatsächlich behoben werden ? Diese Beurteilung setzt sachverständige Bauteilkenntnis und Erfahrung voraus – diesbezüglich wieder der Hinweis: Die Gerätetechnik hilft, ersetzt aber das sachkundige Denken nicht.

ACHTUNG – NICHT HINTERLÜFTETE DÄCHER SIND KEINE FEHLERVERZEIHENDEN SYSTEME UND STELLEN NICHT DEN „ANERKANNTEN STAND DER TECHNIK“ DAR! SONDERKONSTRUKTION – SONDERMASSNAHMEN – HÄNDE WEG DAVON !

Bei der Untersuchung einer 14cm-Dämmung in Verbindung mit einer fugenfreien Dampfbremse bestätigte der gemessene U-Wert den rechnerischen von 0,30 W/m²K. Anschließend wurde die Dämmung mit unterschiedlich breiten Fugen bei verschiedenen Druckdifferenzen gemessen. Schon bei der kleinsten Fugebreite von 1 mm und der Druckdifferenz von 20 Pa ergab sich eine Reduzierung der Dämmwirkung um den Faktor 4,8. Das heißt, der Dämmwert der 14 cm dicken Wärmedämmung ist mit der geringen Undichtheit nicht mehr 0,30 W/m²K, sondern 1,44 W/m²K. Fugenbreiten von 3 mm ergaben Verschlechterungsfaktoren von 11. Fazit: Undichtheiten in der Luftdichtungsebene, z.B. in der Dampfbremse, führen zu einer Reduzierung der Wärmedämmwirkung. Der Heizenergiebedarf und damit die CO2 Emissionen erhöhen sich um ein Mehrfaches.

Bei der kleinsten Fuge von nur 1 mm Breite x 1m Länge und 20 Pa Druckdifferenz betrug der Feuchtigkeitseintrag durch Konvektion (Luftströmung) 800 g/m Fuge pro Tag. Bei der Fugenbreite von 3 mm waren es 1700 g/m.

Fachartikel aus (m)einer Serie zum Thema „Passivhausdachausbau“ – Teil 8 Luftdichtheitsprüfung
Unter der Rubrik „Passivhaus & Solare Energien“ finden sie alle 9 Teile

T R O C K E N B A U A R B E I T E N :

Den fehlerfreien Trockenbau gibt es fast nicht mehr – hier hat die Politik die gute Bautechnik mit den Zugangsbestimmungen zu diesem heiklen Tätigkeitsbereich entsorgt. Hier wurde übersehen dass Fehler im „Trockenbau“ (Da gehört die Dampfbremse dazu!) gute Konstruktionen zum Einsturz bringen können, bei Schimmelpilzbefall Gesundheitsgefährdung inklusive.

  • ÜBRIGENS: Risse im Trockenbau sind im Regelfall NICHT hinzunehmen, Die führenden Hersteller RIGIPS und KNAUF bieten gute Details zu langfristig schadensfreien Ausführungen, leider sind diese den Verarbeitern nicht immer bekannt.


LINKLISTE:

S C H A D E N S B I L D E R:

Wieder der Hinweis daß hier nur  Einzelfälle anschaulich und auszugsweise dargestellt werden können. Ihr Schadensfall kann sich gänzlich anders darstellen und darf aus den Bildern nicht vergleichend hochgerechnet werden. Jeder Bauschadensfall ist individuell und gelten Aussagen nicht universell. Bei Problemen schicken sie Bilder und beschreiben ihren Fall ausführlich. Eine Erstberatung per Mail ist kostenfrei: office@bauherrenhilfe.at

 

Bilder und Text dürfen mit Genehmigung des Autors wiedergegeben werden.

Autor und Urheberrecht der Bilder:

Günther Nussbaum

Bau-Sachverständiger
zertifiziert nach EN ISO/IEC 17024
(Zulassung für die europäische Union)
Luftdichtheitsprüfer
Gebäudethermograf, zertifiziert nach EN 473 Stufe 1
Sachkundiger für Schimmelpilzsanierungen – TÜV Akademie
Sonderfachmann für Gebäudeabdichtungen,
Spengler und Dachdeckerarbeiten
(Meisterprüfung mit Zusatzausbildungen)
Sonderfachmann für Trockenbauarbeiten
 
Freier und unabhängiger, zertifizierter Sachverständiger