Bureau Veritas und Qualitätsgruppen
„Bureau Veritas“ wird als weltweit größter Zertifizierer vorgestellt. Da kann der Kunde beruhigt sein, eine echte Qualitätskontrolle? Da kann ja nichts mehr schief gehen. Es wird suggeriert dass die Baufirmen selbst schon ausgesuchte Partner sind, und dann noch ein externer Qualitätsprüfer … Perfekt! Ich war echt begeistert, und habe mich auf diesen Termin gefreut. Nachdem es mit der ausführenden Baufirma schon beim Kellerbau Probleme gab hat mich der Kunde zum Termin gebeten. 2 Herren, einer geschäftsführend, und der Qualitätscontroller der Baufirma, kamen zu dem Termin…Wir haben am Dach begonnen, und schon da verlor ich jede Illusion zu einer echten Qualitätsprüfung. Rostige Nieten an einer Niro-Rinne, undichte Übergangsverblechungen mit direkter, nicht zulässiger Verschraubung! Ich habe nichts gesagt, nur gefragt ob sie das Dach so abnehmen können. Die Antwort überraschte mich: „Alles in Ordnung, keine Fehler!“. Ich wollte die Situation auflösen, beschrieb die „bautechnischen Fehler“, aber von Einsicht keine Spur, das stimme so alles nicht. Das Blech sei dicht, sie können keine Fehler erkennen. So ging es auch im Gebäude weiter. Die Elektroleitungen waren fehlerhaft angebracht, durchbrechen die Luftdichtheitsebene bauschädlich. Wieder: „Alles perfekt, da gäbe es keine Anforderungen“. Am Ende eskaliert die Situation nachdem mir beide Prüfer von „Bureau Veritas“ sowie auch der Qualitätscontroller der Baufirma erklären es gäbe auch keine Anforderungen an die Luftwechselzahlen beim „Normalbaustandard“. Hier gibt es beispielsweise in der OÖ. Bauordnung bereits seit 1999 die Anforderung für n50 3,0/h (50Pascal Differenzdruck), und die Normen haben mittlerweile nachgezogen. Das es hierzu noch Aufklärungsbedarf gibt – bei sachverständigen Qualitätsprüfern!- wundert doch sehr. Ich erkläre mich nicht mehr bereit die Defizite der Prüfer zu beseitigen, der Bauleiter möchte den Termin beleidigt abbrechen. (bremst sich aber selber wieder ein)
Bureau Veritas – ein Mitarbeiterproblem?Es ist mir peinlich vor den Hausherren (und der Hausfrau) zu streiten, ich ziehe mich etwas zurück und folge den Qualitätsprüfern. Auch der Umstand dass im Erdgeschoß eine, aufgrund Mängel abgestemmte, Sichtbetonfläche bei Temperaturen unter Null, betoniert wird, in Verbindung mit der Angabe dass man beim Ausschalen schon sehen wird ob es klappt. Läßt mir jede Hoffnung schwinden dass meine Kunden hier gut beraten sind. Ich möchte nicht vermuten lassen dass hier alle Prüfungen derart laufen, vermutlich hat auch „Bureau Veritas“ das Mitarbeiterproblem mit dem die gesamte Bauwirtschaft kämpft. Also: Lob an Wienerberger, schon die vertragliche Zusage dass bei Konkurs der Baufirma von Wienerberger sofort eine andere Firma eingesetzt wird, schafft Sicherheit. Dann noch die Idee der externen Qualitätsprüfung, mehr kann man auch als Wienerberger nicht tun, alles andere dürfte ein menschliches Problem sein. Welches sich quer durch alle Branchen und Berufe feststellen läßt, leider ist auch die Gruppe der Sachverständigen nicht davor gefeit…
Anbei die gekürzte, stark verkleinerte (Original 8MB) und teilweise anonymisierte Version meiner „gutachtlichen Stellungnahme“. TEIL 1 (Seite 1 bis 10) / Teil 2 (Seite 11 bis 19) Die Aussagen wurden meinem Tonbandprotokoll entnommen, und sind daher nachweisbar.Günther Nussbaum-Sekora
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Ergänzung: Ich war beispielsweise in meiner Ära als Handwerksmeister selbst in einer Qualitätsgruppe, in der von Rheinzink. Als unser Schweizer Werkstättenleiter seine Vorliebe für VM-Zinc entdeckte, und für Anwendungen dieses Blech bevorzugte, wurden wir rausgeschmissen. Ein Kontrollbesuch eines Rheinzink-Mitarbeiters in unserer Werkstatt zeigte ihm eine 120kg-Rolle von VM-Zinc, neben den Tonnagen von Rheinzink. Qualitätsgruppe ja, aber dann bitte Umsatz machen… Wie lehrreich
Ohne an dieser Stelle auf die Einzelheiten Ihres Beitrags eingehen zu wollen, müssen wir uns gegen die in Ihrem Beitrag enthaltene Unterstellung der Parteilichkeit verwehren.
Zur Gewährleistung unbedingter Unparteilichkeit identifiziert, analysiert und dokumentiert die Bureau Veritas Cerification Austria stets die Möglichkeiten für Interessenskonflikte, die aus der Bereitstellung der Zertifizierung entstehen durch eine Risikoanalyse. Im Zuge dieser Risikoanalyse werden auch Präventivmaßnahmen festgelegt. Wird eine nichtakzeptable Gefährdung der Unparteilichkeit festgestellt, dann wird keine Zertifizierung bereitgestellt.
Wir weisen darauf hin, dass sowohl der Verein Bauherrenhilfe.org – Verein für Qualität am Bau, als auch der Betreiber dieses Internetportals, Bauherrenhilfe Dienstleistungen eU, zur Entfernung dieses Beitrags aufgefordert wurde. Im Übrigen haben wir uns als seriöses Prüfunternehmen gegen Geschäftspraktiken wie die tendenziöse Verwertung von unautorisiert hergestellten Tonbandaufnahmen zu verwehren.
Unser Unternehmen ist Teil der international tätigen und anerkannten Prüforganisation Bureau Veritas mit mehr als 40.000 Mitarbeitern in 900 Büros und Laboratorien weltweit. Die Qualität unserer Zertifizierungen und Inspektionen ist bei mehr als 300.000 Firmenkunden weltweit anerkannt. Bureau Veritas verfügt über eine Vielzahl von nationalen und internationalen Akkreditierungen. Wir sind in Österreich nach EN 17021 und EN 17024 vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend als neutrale und unabhängige Zertifizierungsstelle akkreditiert.
Bureau Veritas Cerification Austria
Sehr geehrter Herr DI.Pichler, es freut mich dass sie die Möglichkeit zur sachlichen Auseinandersetzung nutzen. Ich gehe doch von einer Unparteilichkeit aus, habe auch nie von „Parteilichkeit“ gesprochen. Das System der externen Prüfung durch Bureau Veritas und Wienerberger habe ich ausdrücklich als gut befunden, hier erhält der auftraggebende Bauherr ein Höchstmaß an zusätzlicher Sicherheit. Das erlebe ich auch täglich dass Baufirmen nicht mehr existent sind und die Bauherrenschaft alleine da steht. Somit ist dieses System ohne Einschränkung zu bejahen. Ich habe auch Bureau Veritas allgemein nicht kritisiert sondern lediglich diesen Fall so neutral als möglich dargestellt. Tonbandaufnahmen sind als Gedächtnisstütze zudem ein absolut gängiges Instrument, nichts verwerfliches oder illegales. Was mit fehlt ist die sachliche Auseinandersetzung ihrerseits mit den Vorgängen auf dem gegenständlichen Bauvorhaben. Warum die Fehler am Dach von ihnen abgenommen wurde? Warum die Anforderungen an luftdichtes Bauen von ihnen fälschlicherweise nur der Passivbauweise zugeordnet werden? Warum sie den Betoniervorgang bei Minustemperaturen nicht zumindest hitnerfragen, oder besser noch ein Dämmen der Schalwände und Beheizung anordnen? usw. Der Kunde erwartet doch von einer angekündigten Fremdüberwachung dass auch derart wesentliche bautechnische Fehler erkannt werden. Was hätte eine externe Prüfung sonst für einen Sinn? Oder anders formuliert: Der Kunde beauftragt oftmals, bei sonst gleichen Bedingungen, den Anbieter der Sicherheit durch externes Qualitätscontrolling anbietet. Er schafft sich somit einen Wettbewerbsvorteil. Nur wenn dann die Qualitätsprüfung derart ausartet dass wesentliche Fehler nicht erkannt werden… Ich gehe aber nicht von einem Fehler im System aus, sondern von einem „Ausreisser“. Dennoch schade dass sie im Detail nicht auf die einzelnen Punkte eingehen möchten…Zurück bleibt ein Kunde mit einem teilweise fehlerhaften Bauwerk, trotz Qualitätscontrolling und weltweit tätigem Konzern…