Unwahrheiten über Lüften und Wohnungsschimmel
Heute stehen gleich 6 Wohnungen in 2 Wohnhausanlagen zur Klärung an, hier der Bericht zur 1. Anlage, bei der 2. waren die neuen Fenster mangelhaft und berichte ich diesbezüglich getrennt. Ich kenne die Wohnhausanlage schon, thermisch gute Qualität, keine wesentlichen Wärmebrücken vorhanden. Ich könnte schon ohne Besichtigung sagen daß der Bewohner Probleme mit dem Raumklima hat. Aber in den meisten Fällen sind diese von ihrer „Unschuld“ so überzeugt daß es auch vor Ort schwer ist zu überzeugen. So auch in diesem Fall:5 Faktoren bestimmen einen Schimmelpilzbefall in einer Wohnung, 1) Das Wasser in der Luft (relative und absolute Luftfeuchtigkeit) 2) Die Raumtemperaturen 3)Die Oberflächentemperaturen 4) Die Raumverstellung (Kästen an der Außenwand) und die 5) Raumnutzung. Aus Unwissenheit wird die Problematik rund um Schimmelpilze oft auf einen Nenner heruntergebrochen (ausgenommen Bauschäden) „Richtig Lüften“. Und damit bleibt das Dilemma meist erhalten, auch bei „Eigenverschulden“ bleibt der Bewohner mit seinen Problemen alleine gelassen.
- Luftfeuchtigkeit & Raumtemperatur In Verbindung mit der Raumnutzung und der Anzahl der feuchteproduzierenden Faktoren (Menschen, Wäschetrocknen, Pflanzen) hängt es vor allem von der Lufttemperatur ab wieviel Wasser in der Luft gebunden ist und somit nicht zur Kondensation zur Verfügung stellt. Im aktuellen Fall hat es statt der normativ vordefinierten 55% stolze 85,8% relative Luftfeuchtigkeit bei nur 16,9°C Raumtemperatur. Der Taupunkt liegt bei 14,5°C, (freies Wasser) um Schimmelpilzwachstum zu vermeiden sollte zwischen Oberflächentemperatur und Taupunkttemperatur eine Differenz von 6°Celsius vorliegen. Also rund 20,5°C ! In unserem Fall hat die Wandoberfläche 10,9°C, sie badet also im freien Wasser! (Innenecke Glaskonstruktion) In der Ö-Norm B8110-2 wird das Normklima beschrieben bei welchem kein Schimmelbefall eintreten darf. (Bauliche Anforderungsqualität) Nämlich 55% bei 20°C. (Absoluter Wassergehalt 9,5g/m3 Luft) Wird nicht gelüftet und bleiben sonst alle Parameter gleich, und es wird nur weniger geheizt, nämlich so wie im aktuellen Fall auf 16,9°C könnte die Luft nur mehr 7,62g/m3 Luft aufnehmen. Das Überschußwasser fällt somit aus, wo ? Auf den kühleren Bauteilen!
- Oberflächentemperatur & Raumtemperatur Dementsprechend meist ein weiterer Kardinalfehler begangen wird: Bei der berufstätigen „Schimmelpilzfamilie“ wird beim „Von-Zu-Hause-weg-gehen“ die Heizung abgedreht. Beim „Nach-Hause-ankommen“ werden Heizkörper oder Zentrale voll aufgedreht. Das reicht um in akzeptabler Kürze die LUFT ABER NICHT DIE BAUTEILOBERFLÄCHEN aufzuheizen. Somit ist es nicht nur das Lüften, es ist vor allem das RICHTIGE HEIZEN was den Ausschlag gibt. Besser ganztags auf kleiner Stufe heizen, vor dem Duschen und Kochen voll aufheizen, und vor dem Schlafen gehen wieder runterregeln!
- Trocknen von Luft und OBJEKTOBERFLÄCHEN durch Lüften „Lüften sie mehr“, es kann schon keiner mehr hören, und machen mir derartige Pauschalverurteilungen das Leben nicht leichter. Also wenn ich mir in aller „Blog-Kürze“ richtig ausdrücken konnte, wissen wir nun daß Lüften nur ein Bestandteil ist. Aber auch hier gibt es Kardinalfehler, und viele Sachverständige die das auch so weitertragen ! STOSSLÜFTEN IST NICHT DER WEISHEIT LETZTER SCHLUSS !!! Beim Stosslüften ist es wie beim Blitzheizen, es betrifft nur die Luft !!! Die meiste Feuchtigkeit wird aber in den Bauteiloberflächen, Textilen Gegenständen, am Teppich, dem Bett usw. gespeichert. Und die bleibt beim Stosslüften größtenteils vorhanden. So daß nach dem „7-Minutenlüften“ die meiste Feuchtigkeit im Raum bleibt, und damit die rel.Luftfeuchtigkeit nachher schnell wieder steigt! Ich habe in vielen Fällen das Langzeitlüftungsverhalten und Raumklima ausgewertet, und es stimmt tatsächlich: Bei Wohnungen mit Teppichen und dergleichen brachte das Stosslüften nur sehr kurzen Erfolg! Gekippte Fenster und sonstige Permanentlüftungseinrichtungen (auch undichte Fenster) halten einzig und dauerhaft die Luft trocken. (40-60%) Achtung mit der Kipplüftung bei schlecht gedämmtem Baustandard, hier kann es zur Unterkühlung der umgebenden Bauteile, und … Schimmelbefall kommen. Kipplüftung nur bei „halber Stellung“ und darunter-Heizkörper-in-Betrieb. Energieverschwendung ??? Nur bedingt, kalte Wände brauchen zur Aufheizung viel Energie, das permanente Niedrigheizen am Tage braucht nicht so viel mehr. Und was ist ein schimmelfreies Wohnen wert ?
- Raumverstellung – Möblierung Über Kästen die man nicht an Aussenwände stellen soll, sowie vorstehende Fensterbänke über Heizkörpern lasse ich mich hier nicht aus. Da gibt es im Internet zahlreiche gute Berichte. Bitte goo geln…
- Die Raumnutzung Nichts ist mir mehr zuwider als Menschen Vorschriften betreffend derer eigener Wohnungen zu machen. „Geben sie die Pflanzen weg“ oder „Ein Aquarium dürfen sie nicht haben“ und „Kochen sie nur bei offenem Fenster“, hier verar.. ahnungslose Menschen noch ahnungslosere. Nur daß die dann meist mit einem großen Problem zurückbleiben: Die Einschränkung ihrer persönlichen Freiheiten! Also bitte nicht falsch verstehen: FÜR DAS RAUMKLIMA SIND NUR SIE SELBST VERANTWORTLICH! Und wenn es im schlechten und verschimmelten Baustandard (Altbauten, 50-90er-Jahre) nötig wird die Heizung mehr aufzudrehen, dann tun sie das bitte! Sparen sie nicht am falschen Fleck – Schimmelpilze gefährden die Gesundheit öfter als sie es glauben mögen.
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